Ich habe mir schon lange überlegt einen Blog zu erstellen. Nachdem ich jetzt nach drei Jahre Arbeit für meinen früheren Arbeitgeber wieder viel Zeit habe, fange ich erstmal mit einem Blog an, anstatt gleich ein Buch zu schreiben! Wir gehen zurück ins Jahr 2011!
Im Juni 2011 machte ich das erste Mal in Andalusien in Conil de la Frontera an der Costa de la Luz, Reitferien in der Finca el Anfora. Ich war von dieser schönen Anlage so fasziniert, man hatte das Gefühl um Jahre zurück gesetzt zu sein, alles war so ruhig, mystisch und das Licht an der Costa de la Luz ist immer sehr speziell, deshalb heisst es auch "la luz". Ich war dermassen von dem Städtchen Conil und seiner Umgebung fasziniert, da es mich an meinen Favoritenort Sainte Marie in der Provence erinnerte. Nur das es noch viel schöner ist, das Klima viel milder und vor allem viel wärmer ist. Meine Begeisterung war so ansteckend, dass wir im Herbst mit meinem Mann und unserem Neffen noch einmal in die Ferien geflogen sind. Als wir dann das erste Mal am wunderschönen, kilometerlangen Sandstrand La Barrosa entlang galoppiert sind, stand für uns fest, dass wir dorthin auswandern werden. Wir hatten uns schon lange vorher überlegt, was nach der Pension von Jean-Jacques sein wird. Er wollte nicht mehr in der Schweiz bleiben, das stand fest! Ich wollte schon seit Jahren auswandern, die wo mich gut kennen wissen das. Die Pferdefinca hatten wir bereits gefunden, der Platz für unsere Pferde wurde uns in der Finca el Anfora zugesichert. Sodann mussten wir noch ein geeignetes Haus für uns und unsere 4Beinern finden. Das sich als eine sehr grosse Herausforderung herausgestellt hat. Am Anfang probierten wir mit den Leuten, die wir vor Ort bereits kannten Häuser zu finden. Entweder waren sie sehr klein, halbe Ruine oder zu teuer. Dazu kam, dass wir noch kein Haus kaufen wollten, sondern zuerst mieten und schauen, ob das wirklich das Leben ist, das wir uns vorstellen und uns integrieren können. Ich probierte über sämtliche Internetportale, Immobilienagenturen an Häuser zu kommen. Die aber wollten in erster Linie Häuser verkaufen und waren an keine Langzeitmieten interessiert. Vielfach erhielt ich die Antwort das sei nicht möglich. Ich konnte und wollte das nicht verstehen, es kann ja nicht sein, dass es hier unten nichts zum Mieten gibt! Ich probierte deshalb über die Vermieter von Ferienhäuser direkt in Kontakt zu treten und fragte nach Langzeitmiete. Die Häuser, die im Sommer recht teuer vermietet werden und gut belegt sind, sind überhaupt an keinen Langzeitmieten interessiert, höchstens an 3 bis 4 Monate aber nicht länger. Dann griff ich zu einem anderen Trick und probierte Häuser mit Miete-/Kaufvertrag zu ergattern. Da gelang es mir tatsächlich ein geeignetes Objekt für uns an Land zu ziehen und wir fanden die Finca San Jose in La Oliva bei Vejer de la Frontera und in der Nähe von Barbate. Das war zwar ein wenig weit weg von Conil, 30 Minuten Autofahrt auf der Autobahn - das kennen wir in- und auswendig von unseren früheren Arbeitsstrecke Thun - Bern her! Für uns folgedessen kein Problem. Das Haus war sehr gross, die Zimmerräume waren gross gestaltet, das Wohnzimmer ein Traum mit hoher Decke und Holzbalken, eine sehr grosse Wohnküche jedoch mit einem Gasherd, einer elektrischen Bodenheizung in der Küche und in zwei Badezimmer, Klimaanlage, die man im Winter auch mit Warmluft benutzen konnte und im Wohnzimmer einen Heissluft Kamin. Die Hausaufteilung war typisch im spanischen Fincastil mit einem Patio und einem Turmzimmer. Es hatte einen grossen Pool, der Garten war für uns allerdings eher klein 1'000 Quadratmeter, das Nachbarhaus war riesig und nur gerade 3 Meter entfernt! Das Haus gehört einer Engländerin und ihr Cousin, der in Vejer als Künstler lebt, verwaltet das. Tim ein sehr sympathischer Mann, wir verstanden uns auf Anhieb sehr gut und hatten eine freundschaftliche Beziehung. Ab Herbst 2013 hatten wir das Haus fest gemietet für vorläufig ein Jahr mit Verlängerungsmöglichkeit. Wir fuhren dann im Oktober 2013 auch für 2 Wochen in die Ferien und haben schon ein paar Sachen mitgenommen. Wir fühlten uns sofort sehr wohl darin und haben beide sehr gut geschlafen und wussten, das es das richtige Haus für uns ist! Wir waren sehr glücklich und konnten mit der ganzen Administration beginnen. Den Transport der Pferden hatte ich mit Horseservice schon lange geregelt, bestimmt schon anfangs 2013 und hatte das Glück einen Rabatt zu erhalten. Die Pferde wurden anfangs Dezember in die Finca el Anfora transportiert. Jean-Jacques konnte es so einrichten, dass er bei der Ankunft der Pferde vor Ort in der Finca el Anfora war und sie auch in Empfang nehmen konnte. Die hatten die lange Reise alle ohne Probleme bestens überstanden, auch der alte Don Jerez. In der Finca kümmerten sich dann ganz liebevoll die damaligen Praktikantinnen Jule und Angelika und natürlich Juan Antonio Calderon, der Besitzer der Finca. Es fehlte den Pferden an nichts und das ist bis heute so geblieben, einer der schönsten und besten Plätzen hier in Andalusien. Wir fuhren erst im Januar, da ich bis am 31.12.2013 für meinen damaligen Arbeitgeber arbeiten musste. Am 14.01.2014 um 0400 Uhr morgens früh ging es dann los und wir fuhren mit unseren Freunden, zwei Deutsche Doggen und vier Maine Coon Katzen plus Gepäck in Heimberg los Richtung Andalusien, Costa de la Luz, La Oliva bei Vejer de la Frontera. Wir machten nicht viel Rast schon den Katzen wegen. Wir konnten ohne Probleme durch den Zoll in Genf fahren und der Verkehr bis nach Valence war angenehm und auch nicht zu viel. Ab Valence ging es dann auf die dreispurige Autobahn A7 Richtung Spanien. Auf diesem Autobahnstück ist immer viel Verkehr, egal zu welcher Zeit oder Jahreszeit. Einmal hielten wir kurz vor den Pyrenäen an und machten einen einfachen Verpflegungsrast damit auch die Hunde ihre Beine vertreten konnten. Danach ging es weiter Richtung Grenze Frankreich/Spanien. In einem ruhigen und flüssigen Tempo näherten wir uns Barcelona, Valencia und durch die sehr karge, fast unbewohnte Extramadura. Die Extramadura fand ich am anstrengendsten von der ganzen Fahrt und das machte auch müde. Zudem regnete es ganz fein und das half mit dieser Abschnitt ein wenig mühsam zu machen. Unser Freund Tinu und ich waren in einem Auto und im anderen Auto waren mein Mann Jean-Jacques und unsere Freundin Susanne. Wir wählten die Fahrkombination gewollt so aus, als Ehepaar könnte man sich gegenseitig auf so einer langen Fahrt von 2‘300 Kilometer auf die Nerven gehen. Mit jemand anderem, wenn auch befreundet, hält man sich doch eher etwas mehr zurück - auf jeden Fall trifft das auf mich zu. Als es dann langsam Nacht wurde und wir Richtung Córdoba fuhren, weiter nach Sevilla, Jerez, merkte ich plötzlich kurz nach Córdoba, dass ich für eine Sekunde oder weniger eingenickt bin. Tinu schlief seelenruhig neben mir es war bestimmt bereits nach Mitternacht gewesen. Ich machte meinem Mann mit dem Scheinwerfer Lichtsignale, damit wir bei der nächsten Tankstelle anhalten konnten. Tinu und ich waren erledigt, wir konnten nicht mehr fahren. Somit fuhr ich dann mit meinem Mann weiter und Tinu mit seiner Frau. Um zwei Uhr morgens erreichten wir zum Glück alle heil und gesund die Finca San José in la Oliva bei Vejer. Todmüde fielen wir alle ins Bett und waren dankbar schlafen zu dürfen. Im Nachhinein sind wir alle der Meinung das es ein Wahnsinn gewesen ist vor allem in unserem Alter und das alles nur den Katzen wegen! Ich wollte die Katzen zuerst mit der Swisspet als Cargo fliegen lassen, das hätte mich 4‘000 CHF gekostet, teurer als ein Pferd von Europa in die Staaten oder nach Kanada fliegen zu lassen. So eine Unverschämtheit, das Geld reute uns echt und deshalb entschlossen wir uns die Katzen im Auto zu transportieren. Die haben den Umzug tadellos überstanden. Sie reisten in recht großen Transportbehälter aus Segeltuch und alle hatten ein kleines Kistchen mit Katzensand in der Box. Keine der vier Katzen hatte eine Problem gehabt, sie waren sauber, sind in die Kistchen gegangen und waren vor allem still!!! Die Hunde und auch die sehr sensiblen und eigenen Maine Coon Katzen hatten sich in der Finca sofort gut eingelebt und fühlten sich wohl. Nach drei Wochen Eingewöhnungszeit durften die Katzen dann auch nach draussen gehen. Alle meine Katzen egal ob Hauskatzen oder Rassenkatze sind Freigänger! Am Anfang war das Wetter noch recht sonnig, doch dann kam bald der Regen und mit dem die Feuchtigkeit, die wir uns nicht gewohnt sind. Auf dem nicht beheizbaren Steinboden war es ekelhaft kalt, wir hatten das Glück, dass unter dem Wohnzimmer sich einen kleinen Keller befand. Normalerweise ist das hier in Andalusien nicht üblich. Trotz Bodenheizung, Umluftkamin, ich fror mich halb zu Tode, da ich mir stetige 22 Grad im Haus gewohnt bin. Ich musste sofort lernen mich umzugewöhnen und anzupassen, wir hatten ja keine Bodenheizung mehr wie in der Schweiz! Ich hatte am Anfang sehr grosse Mühe und hatte mir eine schlimme Grippe eingefangen mit hohem Fieber. Bestimmt war ich drei Wochen lang krank. Dann musste ich anfangen mein Leben neu zu strukturieren. Ich hatte Mühe von 100% Arbeit auf null runter und den Tag frei gestalten zu können, ohne Druck etc. Jean-Jacques hatte im ersten Moment kein Verständnis und fand mich ein wenig undankbar, da ich die Arbeit so sehr vermisst hatte. Nun gut ich packte mein neues Leben an und habe mir neue, andere Herausforderungen zusammen mit den Pferden gesucht und gefunden! Ich freue mich auch wieder kreativ tätig sein zu können. Das war ich früher in jungen Jahren immer gewesen und kann das jetzt wieder voll ausleben! Wie ich schon erwähnt hatte haben wir uns von Anfang an sehr wohl in der Finca San Jose gefühlt. Jedoch gab es schon das eine oder andere wo gewöhnungsbedürftig gewesen war. Erinnere ich mich an unseren Nachbarn Javier, der ein paar Jahre in Belgien gearbeitet hatte und dadurch auch französisch gesprochen hat. Er war aber ein seltsamer Vogel, was er wirklich gearbeitet hat wissen wir nicht. Eines, das weiss ich sicher, er war die meiste Zeit immer in Caños de Meca und das ist der Ort der Hippies hier an der Küste. Eines Tages hat mich eine junge Frau angehalten und auf spanisch nach Geld gefragt. Ich habe dann geantwortet, dass ich aus Prinzip kein Geld geben würde, ich sei Schweizerin. Darauf hin hat sie mich auf Berndeutsch angesprochen und ich war total perplex! Es hat sich dann heraus gestellt, dass sie mit Javier zusammen ist, kein Auto und kein Geld und kein gar nichts irgendwie hatte. Ich habe mich sofort versucht zu distanzieren und sie fand das gar nicht schön von mir, einer Landsmännin. Ich habe dann mit JJ gesprochen und er war meiner Meinung, wir wollten mit der Frau nichts zu tun haben. Zum grossen Glück habe ich sie nie wieder angetroffen, Javier hat seine Frauen fleissig gewechselt. Manchmal ist er mitten in der Nacht nach Hause gekommen und hat in die Nacht geschrien wie ein Tier. Man fragte sich ob er Drogen genommen hat oder besoffen war! Dann hatte er mitten in seinem grossen Garten eine Dusche stehen und dort pflegte er morgens oder abends, ganz wie es ihm passte Sommer und Winter, splitter nackt zu duschen. Das war sehr zum Amüsement von uns Frauen, vor allem für meinen Besuch, wir mussten immer lachen. Mit Schein hat er es genossen beobachtet zu werden... Dann war direkt neben uns das riesige Haus, das angeblich mal ein General der spanischen Armee gebaut hatte. Tim meinte zwar immer der Besitzer sei ein Marokkaner. Eines Tages war plötzlich leben in dem Haus und wir haben einen Mann gesehen der einen Hut mit einem Netz um den Kopf trug und meistens an den Ohren einen Pamir auf hatte. Ein komischen Kauz fand ich, er stets dafür gesorgt, dass er nicht in die Lage kam grüssen zu müssen oder eventuell zu sprechen. Eine Frau habe ich ein einziges Mal gesehen. In dem grossen Haus bewohnte er mit Schein nur ein Zimmer, das im ersten Stock lag und bis nachts um 3 Uhr Licht hatte. Seltsam, das hat mich fast ein wenig an Hitchcock erinnert - und ein leichtes Grausen überkam mich. So dann war ich froh, wenn JJ so lange dort so komische Leute waren, nicht in die Schweiz flog! Eines Tages war dieser Mann weg und wurde nie mehr gesehen. Javier hat uns erzählt, dass man das Haus und Grundstück zu verkaufen versucht. Ich hätte nur über meine Leiche dort einen Schritt in das Haus gesetzt, es war zudem auch nicht fertig gebaut gewesen und der Pool schien mir sehr klein, schmal aber sehr tief. Ich war froh, dass nie eine Katze von uns dort hinein gefallen ist. Einmal musste JJ eine Strassenkatze rausfischen! Die hatte Glück gehabt, dass wir das bemerkt haben, sonst wäre die jämmerlich ertrunken. Dann war gegenüber das Sommerhaus von Jose, ein pensionierter Mann der in Barbate wohnte und nur im Sommer zugegen war. Das war eine sehr laute Familie, vor allem die Frau und die Tochter. Dort haben wir im Februar 2015 Mona aus dem Garten gerettet, zu dieser Zeit war kein Mensch in dem Haus. Gegenüber der Einfahrt waren die Gemüsebauern. Antonio war ein sehr netter Mann und hatte Familie mit 4 Kindern und alle halfen fleissig mit. Dann war die alte Hexe, ich kannte sie nicht aber sie hatte immer Bodegeros Andaluz, so kleine Hunde wie die Mona. Davon mussten die armen Weibchen angekettet in einem ausrangierten Lieferwagen leben. Ich fand das grauenvoll, aber wir haben es unterlassen uns einzumischen. Tim hat mich auch davon gewarnt und gesagt es bringe alles sowieso nichts und würde nichts ändern. Mit der Zeit weiss ich jetzt auch, das es nichts bringt. Rettest du einen Hund dann ist im Nu ein anderer an der Kette, das ist hier leider auf dem Lande noch so üblich und vor allem bei der alten Generation. Die Jungen sind da etwas verständnisvoller. Aber so richtig freundschaftlichen Kontakt hatten wir zu niemandem dort im Quartier und es ist schwierig. Du wirst immer ein "Quiri" bleiben! Zudem denken die Andalusier wenn man Spanisch mit etwas fremdem Akzent spricht, wir seien nicht ganz helle! Dann lassen wir das mal so stehen... sonst ist das Leben hier unten ein Traum und es gibt Dinge über denen muss man stehen. In der Schweiz sind wir auch nicht besser.
3 Comments
|
AutorIch heisse Anne Chevalley, bin im März 1959 geboren und am 14.01.2014 mit meinem Mann und unseren 4Beinern zusammen nach Andalusien ausgewandert. Archiv
Juli 2022
Kategorien |